butterfly
post mortem
Aus dem Flug der kühlen Kugel,
Flug durch meinen Kopf und Geist,
Werden kleine weiße Flügel,
wenn sie mir das Hirn zerreißt.
Flattern ungeschickt noch und benommen,
schmerzen schon nach kurzer Zeit,
Fühler tasten sich beklommen,
durch Erinnerungen an die alte Menschlichkeit.
Tasten sich durch Einsamkeit und Tränen
bis zu dir. Glückseligkeit.
Plötzlich kennt das kleine Köpfchen, kurz erst nach der blutigen Geburt,
das Ziel für seine Flügel, auf dem kleinen pelz'gen Leib.
Schwach noch aber fest entschlossen
flatter ich auf ein Gestecke,
hab ich erst von diesem Mohn hier brav genossen,
tragen mich die Flügel jede Strecke.
Also worauf warte ich? Hier auf diesem dunklen Hof,
weh die Asche mir vom Flügel,
und dann flieg ich los, los, los.
Trag mich Wind, immer nach Westen. Seelen kennen keine Zügel.
Frankreich, Spanien, Portugal,
unter mir, wie kleine Dörfer,
ohne Reue lass' ich sie zurück.
Nur am Strand von Setúbal rast ich kurz, vor lauter Glück.
Vor mir liegt der Ozean,
einst gehasst als ries'ge Schranke,
dunkel nur erinner ich's zurück.
Jetzt sind Freunde wir - der Kugel: Danke.
Meine Flügel sind die zarte, weiße Brück'.
Also flieg ich los am Morgen,
kräftig vom Orangenhain,
fühl mich schon mächtig geborgen,
überm blauen neuen Heim.
Tausendfaches Glitzern, Funkeln,
lässt entzückt mich drüber schwirren,
meine Liebe macht mich trunken,
lässt mein Singen mutig auf die Wellen klirren.
Nacht wird's, Tag, und Tage, Nächte,
solcher Weg kennt keine Zeit,
wenn er mich auch erst nach Jahren zu dir brächte,
ich bleibe für die Ewigkeit.
Deshalb grüß ich jedes Blättchen,
manch eins dient mir auch als Boot,
tanz mit Hummern, Fischen, Sternen,
rette Tränen aus der Meeresnot.
Trotzdem sitz ich eines Tages,
weiß schon nicht mehr wie und wann,
auf Haiti, tief in einer Orchidee,
doch mein Ziel, mein nahes, tut vor Ungeduld jetzt weh.
Gerne würd ich dir was bringen,
doch für menschliche Geschenke
sind selbst meine kräft'gen Seelenschwingen
viel zu klein und ungelenke.
Darum komm ich diesen Morgen
leer und nackt an deine Tür,
grüß die Zeder ohne Sorgen,
bin ja jetzt bei dir! Bei dir.
Aufgeregt umflatter' ich die Fenster,
will ein Bild von dir erhaschen!
Beinah hört mein Herzchen auf zu hämmern, seh' ich denn Gespenster?
Bist so schön wie eh und je!
Steh doch auf! und geh dich waschen!
Bind das Handtuch um die Hüften,
und dann öffne mir die Türe,
lass dich küssen von den Lüften.
Liebevoll umschweb' ich deinen Körper,
streichle dir mit Flügeln deine Locken.
Kehlig lachend wundert's dich, dieses Schauspiel der Natur scheinbar.
Und ich kann nicht von dir lassen; seltsam scheint's dir ganz und gar.
Könnt ich noch sterben, ich würd es tun vor Freude,
grenzenlos erscheint mein Glück.
Abends kommst du schöner noch als vorher,
von dem Menschentag zurück. Glaube nicht, dass ich jetzt draußen bleibe!
Setz mich nieder auf das Bettchen - Himmel, jetzt bin ich zurück!
Flatter langsam noch, dann nicht mehr, schlafe meinen Engelsschlaf.
Schauerlich bist du entzückt. Legst dich zu mir, sanft und leise,
träumst von Schmetterlingen, das ist brav.
Neuer Morgen, neue Reise, in den Menschen-Trittbrett-Tag.
Kannst du hören, wenn ich leise dich um Stärkung dafür frag?
Eine saftige Orangenscheibe, nur für mich? Im Garten!
Ja so schmeckt dem Schmetterling das Warten!
Stundenlang tanz ich herum, grüß den Mond zu seiner Stund',
kommst so spät heute nach Hause.
Also sitz' ich vor der Türe, hab Geduld jetzt ja und Speise.
Nächstens weckt mich deine Götterstimme leise.
Doch dies Lachen ist nicht dein! Eher könnt's des Teufels sein!
Ach du gottverdammte Scheiße, du kommst heim, doch nicht allein.
Wer sich in die Augen sieht, sieht doch nicht, wohin er tritt!
Nein! Mach Halt du böses Weib! Mein doch, ist die Ewigkeit.
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